Dokumentation der Tagung: Zwischen Geschlechterdemokratie und Männerrechtsbewegung

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Dokumentation der Tagung: Zwischen Geschlechterdemokratie und Männerrechtsbewegung

Dokumentation

Im Rahmen des Internationalen Männertags hat am 17.November 2014 die Tagung Männlichkeit und Gleichstellung - zwischen Geschlechterdemokratie und Männerrechtsbewegung im Landesarchiv in Graz stattgefunden. Die Tagung wurde vom Land Steiermark, Fachabteilung für Gesellschaft und Diversität gefördert und vom Institut für Männer- und Geschlechterforschung (Verein für Männer- und Geschlechterthemen Steiermark) durchgeführt.

Ziel der Veranstaltung war es, insbesondere Diskurse, Argumentationslinien und Denkformen im Feld der Männerrechtsbewegung vom Standpunkt eines geschlechterdemokratischen Verständnisses kritisch zu reflektieren und nicht ausbalancierten Zugängen aktuelle Befundlagen gegenüberzustellen. In den letzten Dekaden haben sich im gesamten europäischen Raum Initiativen, Verbände, Bewegungen und Plattformen etabliert, die sich in der einen oder anderen Weise mit Männern und Gleichstellung beschäftigen. Diese Bewegungen und Initiativen unterscheiden sich vor allem in ihrer Positionierung zu Gleichstellungsfragen. Vergleichende Analysen lassen balancierte Zugänge erkennen, die bestehende Privilegien kritisch hinterfragen, gleichzeitig aber auf Kosten – verstanden als Benachteiligung – und Diversität von Männlichkeiten Bezug nehmen. Dem gegenüber stehen nicht ausbalancierte Zugänge, die sich ausschließlich auf Kosten von Männlichkeiten beziehen und dabei sowohl Privilegien als auch die Diversität von Männlichkeiten weitgehend außer Acht lassen. Beispiele für beide Zugänge lassen sich in Österreich ausmachen.

Zu Beginn der Tagung setzte sich der deutsche Journalist und Buchautor Dr. Thomas Gesterkamp im Vortrag Für Männer aber nicht gegen Frauen mit den Haltungen, Denkweisen und Strategien antifeministischer Bewegungen in Deutschland auseinander und sprach Empfehlungen für geschlechterdemokratische Zugänge aus.

Anschließend präsentierte die Grazer Soziologin und Männlichkeitsforscherin Mag.a Elli Scambor die Ergebnisse der aktuellen Studie Zwischen Geschlechterdemokratie und Männerrechtsbewegung – geschlechterpolitische Zugänge in der österreichischen Männerarbeit.

Diese Studie, gefördert vom Land Steiermark Fachabteilung für Gesellschaft und Diversität, ging der Frage nach, wie sich die Männerarbeit in Österreich geschlechterpolitisch verorten lässt. Während insbesondere institutionelle Einrichtungen Männerarbeit in der Hauptsache als professionelle Arbeit begreifen, die Geschlechterrollen und auch männliche Privilegien (z.B. im Erwerbsleben, Stichwort Gender Pay Gap) kritisch hinterfragen, findet sich in manchen Männer- und Väterrechtsinitiativen das Bild vom ‚Mann als benachteiligtes Geschlecht‘. Dabei zeigen sich große Unterschiede: Radikale Positionen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie Nachteile für Männer in fast allen Lebensbereichen orten und zu verzerrten und generalisierenden Botschaften gelangen. Gemäßigtere Positionen orten situative Nachteile für Männer (bspw. nach Trennungen), ohne daraus allgemeine gesellschaftliche Nachteile abzuleiten.

Den zweiten Teil dieser Tagung eröffnete Landesrätin Dr.in Bettina Vollath mit Blick auf vergangene und künftige Schwerpunktsetzungen in der Gleichstellungspolitik. In der Vergangenheit ging es vordringlich darum, die gesellschaftliche Situation von Frauen zu verbessern. Dies sei auch weiterhin notwendig. Dennoch bedürfe Gleichstellung der gesamten Gesellschaft. Sie sei davon überzeugt, betont die Frauenländesrätin, dass es an der Zeit sei, Frauen und Männer in die Gleichstellungspolitik einzubinden. Das bilde sich auch in der steirischen Frauen- und Gleichstellungsstrategie 2020 ab, die zu Beginn dieses Jahres beschlossen wurde. Gleichzeitig seien Maßnahmen der Frauenförderung weiterhin notwendig sein. Dazu bekennt sich die Frauenlandesrätin ganz klar.

In der daran anschließenden Podiumsdiskussion mit der Historikerin und Politologin Dr.in Marion Wisinger, dem Psychologen und Geschäftsführer von MEN (Wien) Romeo Bissuti, Dr. Thomas Gesterkamp und Mag.a Elli Scambor diskutierten die ExpertInnen unter Moderation von Mag.a Andrea Widmann die Frage, wodurch geschlechterdemokratische Zugänge in der Gleichstellungsarbeit und –politik gekennzeichnet seien. Dabei wurde unter anderem auf balancierte und nicht ausbalancierte Zugängen in der Männer- und Geschlechterarbeit Bezug genommen. Die ExpertInnen waren sich darin einige, dass die Stärkung balancierter geschlechterdemokratischer Zugänge in der Männerarbeit am besten im Dialog passiert und dass dabei die Komplexität unterschiedlicher Lebenslagen im Blick behalten werden muss. Verkürzte Opferideologien seien abzulehnen. Zugleich gehe es darum, dass praxisbezogene Allianzen (insbesondere mit Frauenorganisationen, Opferschutzeinrichtungen, Behörden, etc.) auf politischer Ebene ‚umrahmt‘ werden müssten, damit sie künftig auf ‚festem Boden‘ stehen können. Dazu bedarf es einer Gleichstellungspolitik, die auf Frauen und Männer ausgerichtet ist!

 

Programm


16:00 – 17:30

  • Eröffnung und einführende Worte von Landesrätin Dr.in Bettina VollathVortrag von Dr. Thomas Gesterkamp (Journalist und Autor, Köln): Für Männer aber nicht gegen Frauen. Was kennzeichnet geschlechterdemokratische Zugänge?
  • Präsentation der Studienergebnisse Männerarbeit in Österreich - zwischen Geschlechterdemokratie und Männerrechtsbewegung, Mag.a Elli Scambor (Soziologin).

17:30 – 18:00

Come Together mit Buffet

18:00 – 19:30

  • Podiumsdiskussion mit Dr.in Marion Wiesinger (Historikerin und Politologin, Wien), Dr. Thomas Gesterkamp (Journalist und Autor, Köln), Mag. Romeo Bissuti (Psychologe, Wien), und Vertreter_innen des Instituts für Männer- und Geschlechterforschung.
  • Abschließende Worte von Landesrätin Dr.in Bettina Vollath.

Moderation: Mag.a Andrea Widmann

 


 

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